„Willi Geiger und Rupprecht Geiger in der Bax“, Künstlerhaus Geiger – die Bax, Übersee am Chiemsee Juli-August 2009 Wie können sich zwei Künstler in enger Vater-Sohn-Beziehung einerseits gegenseitig beeinflussen und sich zugleich voneinander abgrenzen? Mit dieser Fragestellung versuchte die dritte Ausstellung in der Bax das wechselseitige künstlerische Wirken von Willi Geiger und Rupprecht Geiger im Schaffen des jeweils anderen zu zeigen. Hierfür wurden unterschiedliche Themenkreise angeschnitten und ausgewählte Werke der beiden Künstler miteinander konfrontiert. Neben direkt erkennbaren thematischen und bildnerischen Verbindungen lässt sich bei anderen Bildern nur ein unterschwelliger Einfluss erahnen. Obwohl Willi Geiger nie die Rolle eines Lehrers übernahm, eignete sich Rupprecht Geiger durch dessen Vermittlung weitreichende technische und kunsthistorische Kenntnisse an. Seine lebenslange Faszination für Licht und Farbe entstand während der gemeinsamen Reisen in den Süden. Von Anfang an bildete die Malerei die „natürliche Umgebung“ Rupprecht Geigers und sicher begünstigte dies seine Hinwendung zur Malerei während des 2. Weltkrieges. In der Ausstellung veranschaulichten einige Landschaftsaquarelle wie nahe sich die beiden malerisch standen. Am Chiemsee setzten sich Vater und Sohn ohnehin zeitlebens künstlerisch intensiv mit der Natur auseinander, sei es im Garten mit Blumen oder am See mit den Sonnenuntergängen. Rupprecht Geiger gestaltete außerdem am Seeufer aufgelesene Fundstücke zu sogenannten Masken, die Willi Geiger wiederum später als Motive in einigen Werken aufnahm. Vater und Sohn haben nacheinander zwei Weltkriege erlebt und ihre Erfahrungen sehr unterschiedlich künstlerisch verarbeitet. Ihre Auseinandersetzung mit dem 2. Weltkrieg bildete einen wichtigen Aspekt in der Ausstellung. Im Kriegsdienst an der Ostfront konzentrierte sich Rupprecht vorwiegend auf stimmungsvolle Landschaftsdarstellungen, um sich den entsetzlichen Gräueln des Krieges zu entziehen. Dank dieser Bilder konnte er mit Hilfe seines Vaters in den beiden letzten Kriegsjahren als Kriegsmaler in der Ukraine und in Griechenland eingesetzt werden. Zur gleichen Zeit zeichnete Willi Geiger heimlich und an dem Chiemsee zurückgezogen die Blätter der erst nach dem Krieg erschienenen Mappe Zwölf Jahre. Er stellte in ihnen sein unerbittliches Urteil über die „Hölle des Krieges“ explizit dar. Erst nach 1945 löste sich Rupprecht Geiger aufgrund seiner bewussten Beschäftigung mit der Farbe vom Vorbild des Vaters. Innerhalb weniger Jahre fand er zur Abstraktion und begann mit der allmählichen Reduzierung seiner Form- und Farbgebung, die sein Gesamtoeuvre charakterisiert. Als Folge des Strebens nach der „abstrakten“ Farbe verwendete er bald künstlich produzierte Tagesleuchtfarbpigmente. Die Herausbildung dieser Bildsprache Rupprecht Geigers wurde in der Ausstellung anhand druckgrafischer Blätter veranschaulicht. Willi Geiger unterdessen konzentrierte sich in seiner letzten Schaffensphase auf Blumenstillleben. Relevant für die Ausstellung war hierbei die Entwicklung von naturgetreuen Blumensträußen in immer stärker abstrahierte Formgebilde, die nur noch vage an Blumen erinnern. Auch in ihrer Farbigkeit gewannen diese Bilder an Intensität. Unter dem direkten Einfluss seines Sohnes, begann Willi Geiger Mitte der 1960er Jahre sogar mit fluoreszierenden Leuchtfarben zu arbeiten. Und so erzählt man sich in der Familie, dass der Vater die begehrten Pigmente anfänglich heimlich aus dem Atelier seines Sohnes entwendete. |
Ausstellungsidee und Text: Julia Geiger |